Eine Schule für alle Kinder!

Für IGS-Schüler steht Klimaschutz-Uhr auf Viertel nach 12

Wann ist dieses „Fünf vor Zwölf“ eigentlich vorbei? Wohin sind die Zeiger, der große wie der kleine, nach all den Jahren der gebetsmühlenartigen Wiederholung, eigentlich gerückt? Für die Schüler der IGS Delmenhorst stehen sie auf Viertel nach zwölf. Wie sehr sie sich um das Klima sorgen, haben sie am Mittwoch, 19. Juni, in einer anderthalbstündigen Podiumsdiskussion mit Kommunal- und Bundespolitikern zum Ausdruck gebracht. Und mit einer Demo am Fuße des Wasserturms, der die Haltung der 15- bis 17-Jährigen deutlich unterstrich.  

Lange Vorbereitungszeit

Ein dreiviertel Jahr lang hatten sich die Mädchen und Jungen auf diese Veranstaltung vorbereitet und im Zuge des Wahlpflichtkurses Gesellschaftslehre intensiv mit den Auswirkungen eines sich verändernden Klimas auseinandergesetzt. Bereits vor einem Jahr diskutierten sie dazu mit hiesigen Vertretern von Politik, Verwaltung und Naturschutzverbänden. Nun sollte es um die Frage gehen, was jeder Einzelne zu einem besseren Klima beitragen kann. „Politik fängt bei uns an. Wir müssen etwas tun, damit die da oben merken, dass es uns reicht“, richtete sich Oberstufenschülerin Dana Maria Pape bei der abschließenden Demo an ihre Mitschüler. Sie sagte: Wir dürfen nicht denken, dass wir nur eine Handvoll Schüler sind, wir sind ein Teil Europas!

Diesen deutlichen Worten war eine teils konstruktiv-kontrovers geführte Podiumsdiskussion vorausgegangen, auf der sich die 16-Jährige zusammen mit Mitschülerin Lea Görgens in der Mensa der Integrierten Gesamtschule (IGS) mit Vertretern verschiedener politischer Parteien auseinandergesetzt hatte. Ob Christian Dürr, Bundestagsabgeordneter der FDP, Jade-Friederike Bätge von den Linken, CDU-Kreischef Bastian Ernst, Bettina Oestermann, SPD-

Fraktionsvorsitzende im Rat Delmenhorst, oder Christina-Johanne Schröder von den Grünen – sie alle stellten sich den zum Teil sehr kritischen sowie äußerst versierten Fragen der Schüler. Lediglich der Stuhl von Delmenhorsts AfD-Fraktionsvorsitzendem Lothar Mandalka blieb verwaist: Er hatte seine Teilnahme laut Veranstalter angekündigt, war der Diskussion aber ferngeblieben.

Bequem eingerichtet und das Konto überzogen

Dass das sich verändernde Klima zum Handeln zwingt, darin waren sich alle Beteiligten einig, uneins waren sie sich jedoch bei der Frage, welche Wege dahin die richtigen seien. So gab SPD-Ratsfrau Bettina Oestermann zu: „Wir haben uns bequem eingerichtet und das Konto überzogen.“ Aus Sicht der Schüler wären ein Ausweg bereits bessere Verbindungen bei Bussen und Bahnen. „Ohne Auto ist es in Delmenhorst schwer, irgendwo hinzukommen. Ich könnte zur Schule zwar den Bus nehmen, dann müsste ich morgens allerdings eine halbe Stunde an der Schule warten“, monierte Dana Maria Pape, die sich offenbar sehr gut auf die Diskussion vorbereitet hatte und den erwachsenen Gesprächspartnern immer wieder versiert die Stirn bot. An die Erwachsenen, aber auch die Mitschüler appellierte sie: „Wir müssen gucken, dass jeder von uns klimafreundlich handelt. Wir können Stoffbeutel zum Einkaufen nehmen und Getränke in recycelbaren Flaschen. Wir können den Müll trennen und schauen, woher unsere Lebensmittel stammen.“ Doch die Politik müsse all das noch attraktiver machen. „Denn was bringt uns eine neue Straße, wenn wir um unsere Zukunft bangen müssen?“

Foto-Quelle: Delmenhorster Kurier

Vorreiterrolle für Städte und Kommunen

In einer Vorreiterrolle sieht auch Bettina Oestermann die Städte und Kommunen. So stelle die Stadt nach und nach dort, wo es möglich sei, Fahrzeuge auf Elektroantrieb um. Oestermann: „Irgendwann wird es so sein, dass es teurer ist, ein Auto mit Verbrennungsmotor zu fahren, als einen Wagen mit Elektromotor oder Hybridantrieb“, ist sie überzeugt. FDP-Mann Dürr setzt dabei auf den technologischen Fortschritt:

Kein Auto mehr zu fahren, wird nicht funktionieren. Stattdessen müssen synthetische Kraftstoffe entwickelt werden, die kein CO2 ausstoßen.

Wie sehr ihnen das Thema auf den Nägeln brennt, haben die Schüler nachhaltig zum Ausdruck gebracht. Dabei führten die Moderatoren Peer Wessel, Kenneth Fink und Lilly Verzagt souverän durch den Vormittag und scheuten auch nicht davor zurück, immer wieder kritisch nachzuhaken. „Es ist unsere moralische Pflicht zu denken und den Mund aufzumachen“, wandte sich Dana Maria Pape schließlich an ihre Mitschüler. „Denn wir müssen jetzt etwas für unsere Zukunft tun.“ 

Foto und Artikel: Bettina Dogs-Prößler (Delmenhorster Kreisblatt)